Vedad Ibišević hatte es von klein auf nicht leicht. Er war noch ein Kind als der Bosnienkrieg in seiner Heimat ausbrach und er mit seiner Familie von Vlasenica nach Tuzla fliehen musste. Die Erlebnisse von damals haben den heute 37-Jährigen stark geprägt. Es folgte eine Zeit der Ortswechsel, denn Ibišević verließ mit seiner Familie im Jahre 2000 Bosnien und zog in die Schweiz. Die schwierige Situation in Bosnien zu der Zeit machten den Umzug unumgänglich. Aber auch in der Schweiz blieb er nicht lange, kurz darauf ging es weiter, über den großen Teich, in die USA. Immer dabei: die Leidenschaft für Fußball. In der Universitätsmannschaft von St. Louis wurde klar, dass Ibišević exzellente Stürmerqualitäten hatte und ein Wechsel zurück nach Europa wurde immer wahrscheinlicher. Nach einem ersten Aufenthalt in Frankreich bei Paris Saint-Germain und dem FCO Dijon, wechselte der 1984 geborene Ibišević 2006 das erste Mal nach Deutschland. Zunächst zu Alemannia Aachen, dann zur TSG Hoffenheim, mit der er in die Bundesliga aufstieg, und schließlich zum Traditionsverein VfB Stuttgart. Dort konnte er auch erste internationale Erfahrungen sammeln und mit der Ankunft in Deutschland war er zudem bis 2018 durchgängig Nationalspieler Bosniens. 2015 war es dann endlich soweit: Vedad Ibišević wechselte zur Hertha nach Berlin. Es sollte eine langfristige Beziehung zwischen dem Stürmer und dem Hauptstadtklub werden…
Erfolgreicher Herthaner
In Berlin wurde der Bosnier schnell zum Führungsspieler. Seine Gier, Spiele zu gewinnen, die Mentalität, immer alles zu geben, und sein Torriecher machten ihn deutschlandweit bekannt. Er übernahm bei der Hertha die Kapitänsbinde und war bei den gegnerischen Abwehrspielern gefürchtet. Neben seinen Toren war er auch physisch stark und steckte nie auf. Im Trikot der Hertha erzielte er seinen 100. Bundesligatreffer und erreichte 2018 die Marke von 300 Bundesligaspielen. Insgesamt traf Ibišević 54-mal für Hertha BSC und lief 158-mal für die Berliner auf – mehr als für jeden anderen Verein.
Und 2014 ging ein weiterer Traum in Erfüllung. Die schwierige Kindheit des Bosnienkrieges berührte eine ganze Generation auf dem Balkan und bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien lief die bosnische Nationalmannschaft das erste Mal bei einem großen Turnier auf. Mit seinem Tor gegen Argentinien wurde Vedad Ibišević der erste Spieler Bosniens, der bei einer WM traf. Es reichte zwar nicht zum Achtelfinale, aber mit dem 3:1 gegen den Iran war der erste Sieg in der Geschichte der bosnischen Nationalelf ebenfalls eingetütet. So gesehen kann man sagen, dass Ibišević ohne große Titel eine erfüllte Fußballerkarriere hinlegte.
Mit Berlin verbunden
Auch nach seiner aktiven Zeit bleibt Ibišević der Hertha treu. Nach einem kurzen Intermezzo beim FC Schalke 04, beendete er seine Karriere und kehrte 2021 als Co-Trainer nach Berlin zurück. Unter Trainer Felix Magath wird er weitere Erfahrungswerte sammeln und vielleicht hat er irgendwann die Chance, einen Cheftrainerposten zu übernehmen. Die Mentalität und Führungsqualitäten hat er ja und seit seiner Kindheit hat er sich in sämtlichen Ländern durchgebissen. Fleiß und Demut zahlen sich eben aus – bei Hertha-Legende Vedad Ibišević ganz besonders.