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Mensch vs. Maschine: Wer gewinnt den Kampf?

Die Technologie dringt in unsere Jobs, Urlaube und selbst unser Liebesleben ein - können Menschen mit der Revolution der Roboter mithalten?

01 May | BY Ernesto Germany | MIN READ TIME |
Mensch vs. Maschine: Wer gewinnt den Kampf?

Die allgemeine Wettregel besagt, dass die Spielbank immer gewinnt. Egal welches Spiel auch gespielt wird, das Casino hat grundsätzlich die Gewinnchancen auf seiner Seite. Laut Investopedia kann sich das Casino pro Million US-Dollar, die im Roulette eingesetzt wird, einen Gewinn von ca. 50.000 US-Dollar einstreichen. Trotz – oder gerade wegen – dieser Erkenntnis zieht es die Menschen paradoxerweise aber immer wieder zu den Spieltischen. Die Chancen mögen noch so schlecht stehen: Die Menschen suhlen sich in dem Glauben, dass sie allein mit dem Millionen-Gewinn nach Hause gehen werden. Ob Karten zählen oder geduldiges Ausharren bei Slot Spiele,  müssen sie sie kurz vor dem Jackpot stehen: Für den großen Coup gegen das Online Casino haben sie so einige Asse im Ärmel.

Ganz anders als Menschen sind da natürlich Roboter, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) alte Casino-Sprichwörter langsam aber sicher ins Gegenteil kehren. Bestes Beispiel hierfür ist der von einem Informatik-Professor und einem seiner Doktoranden gebaute KI-Bot Libratus, der 2017 im Rahmen eines 20-tägigen Texas Hold’em Turniers vier der weltbesten Poker-Profis schlug. Die Chancen standen bei 4:1 – gegen Libratus. Der Erfolg war so überragend, dass der Roboter zukünftig sogar Militärstrategien für das Pentagon entwerfen wird. Ja, wirklich.

Es ist nicht das erste Mal, dass Profis von Maschinen überlistet werden. Vor 20 Jahren schlug der Schachcomputer Deep Blue bereits den amtierenden Schachweltmeister; heute können Verträge dank KI schneller und effizienter als von erfahrenen Anwälten analysiert werden. Das alles zeichnet das Bild einer bedrohlichen Zukunft, in der Roboter uns womöglich überflüssig machen.

Aber sollten wir „Fleischsäcke“ wirklich schon vor unseren übermächtigen Roboter-Anführern den Teppich ausrollen? Wir werfen einen Blick auf einige der wichtigsten Lebensbereiche und die Frage, wer letztendlich den Kampf gewinnen wird – Mensch oder Maschine?

Arbeits- und Geschäftswelt

Viele von uns denken vielleicht, dass sie ihren Job ziemlich gut machen, aber würden wir auch einem direkten Roboter-Vergleich standhalten? Einige der weltweit größten Unternehmen wie Adidas oder Amazon verlassen sich bereits auf Maschinen, die um einiges schneller, stärker und präziser arbeiten als menschliche Arbeitskräfte. Es überrascht daher nicht, dass KI bei Unternehmen so beliebt ist. Nur unsereiner sieht der Zunahme von Robotern am Arbeitsplatz verständlicherweise besorgt entgegen.

Schätzungsweise ein Fünftel aller Arbeitsplätze weltweit könnte bis 2030 der robotischen Automatisierung zum Opfer fallen, was in Deutschland allein knapp ein Drittel der Arbeitskräfte ausmacht. Betroffen werden vor allem Maschinenführer und Arbeitnehmer in der Lebensmittelindustrie sein, doch auch unerwartete Arbeitsplätze sind nicht davor gefeit. Google hat bereits seinen hoch entwickelten KI-Bot Duplex vorgestellt, der „niveauvolle Gespräche“ führen und administrative Aufgaben wie Terminbuchungen erledigen kann. Auch im kreativen Sektor nehmen Roboter Einzug. Im Jahr 2016 wurden etwa 850 Artikel zur US-Wahlberichterstattung der Washington Post von dem Roboter-Programm Heligraf verfasst.

Glücklicherweise glauben Experten der großen Technologie-Riesen Google, Facebook und Uber, dass Roboter unsere Jobs erst in 120 Jahren – und „nur“ mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit – übernehmen könnten. Im Labor mag ein Roboter zwar Aufgaben durchführen, doch diesen so zu polen, dass er auch in der echten Welt funktioniert, ist etwas ganz anderes. In einem Krankenhaus beispielsweise könnte ein Roboter natürliche Gespräche nachahmen, es würde ihm jedoch an subtilen menschlichen Emotionen wie Sympathie und Empathie mangeln – Eigenschaften, die im unvorhersehbaren Medizinbereich entscheidend sind.

Darüber hinaus könnten Roboter-Kollegen aber auch unsere Berufschancen steigern. Ein Bericht des Weltwirtschaftsforums ist davon überzeugt, das KI bis 2022 133 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen wird. Mitarbeiter werden hierfür entlastet und neuen Aufgaben zugeteilt. Wir können mit einer Zunahme an Datenanalysten und Social Media Spezialisten sowie „herkömmlichen“ Jobs wie Lehrern und Kundenservice-Mitarbeitern rechnen.

Diese neue Arbeitswelt entsteht natürlich nicht über Nacht und birgt ihre Gefahren, vor allem für Mitarbeiter, die durch KI ersetzt werden. Regierungen wurden daher gewarnt, ein Sicherheitsnetz bereitstellen, das die Betroffenen auffängt. Da Roboter allerdings die Produktivität existierender Jobs „erheblich verbessern“, können wir Menschen uns auch auf neue, spannende Jobmöglichkeiten freuen.

 

Beziehungen

KI hilft uns bereits in Algorithmen-Apps wie Tinder, Bumble oder Hinge bei der Partnersuche. Es gibt jetzt sogar Apps, die sich auf bestimmte Persönlichkeitstypen und Partnereigenschaften konzentrieren, wie z. B. Religion (Jdate für jüdische Singles), gemeinsame Interessen (Tastebuds für Musik-Fans) oder gleiche Lieblingsärgernisse (Hater für alltägliche Hassobjekte). Und diese Algorithmen werden in Zukunft nur noch komplexer. Laut der Online-Dating-Website eHarmony wird KI bis zum Jahr 2025 sogar sexuelle Kompatibilität im Voraus berechnen können. Das sind natürlich gute Neuigkeiten für diejenigen, die zu beschäftigt oder tatsächlich zu schüchtern sind, um auszugehen und ihren Partner auf dem altmodischen Weg kennenzulernen.

Einige sind aber der Meinung, dass menschliche Beziehungen sie einfach nicht mehr befriedigen. Immer mehr Menschen finden Gefallen daran, Maschinen auch in ihr intimes Liebesleben zu integrieren. Das Agenturnetzwerk Havas hat über 12.000 Menschen aus 32 Ländern befragt und Folgendes herausgefunden: 25 Prozent der Millennials können sich eine Beziehung mit einem Roboter vorstellen. Sie glauben sogar, dass Menschen irgendwann ganz normal Gefühle für Roboter entwickeln und sich in diese verlieben werden. David Levy, der ein Buch über dieses Thema geschrieben hat, geht sogar davon aus, dass bis zum Jahr 2050 Hochzeiten zwischen Menschen und Robotern gesetzlich erlaubt sein werden.

Ist das nicht alles nur an den Haaren herbeigezogener, vollkommen dystopischer Dating-Wahnsinn? Die menschliche Spezies würde doch nie und nimmer einer Maschine verfallen, zumindest nicht in diesem Jahrhundert, oder? Die Wahrheit ist: Es könnte eher passieren, als wir denken. Mit einem Wert von 30 Milliarden US-Dollar und einem jährlichen Wachstum von 30 Prozent boomt die Sex-Technologie bereits. Das zeigt vor allem der enorme Absatz von animierten Sex-Puppen und Teledildonik, mit deren Hilfe man auch ohne Körperkontakt Sex mit dem Partner haben kann.

Und wenn man dann noch bedenkt, dass wir im Grunde genommen ja bereits emotionale Bindungen zu Maschinen aufbauen, sind Beziehungen zwischen Mensch und Roboter eigentlich gar nicht mehr so abwegig. Während wir also hauptsächlich um unseren Arbeitsplatz bangen, sollten wir uns vielmehr Gedanken um den Einzug von Androiden in unser Privatleben machen. Peinliche erste Dates und hässliche Trennungen waren gestern – unsere echten Seelenverwandten könnten einem Science-Fiction-Film entsprungen sein.

Gesundheit

Wie oft pro Tag linsen wir eigentlich auf unseren Schritt- oder Kalorienzähler? Ob auf der Smartwatch, dem Handy oder einem speziellen Fitness Tracker: Wir werden praktisch rund um die Uhr mit Gesundheits-Infos gefüttert. Experten setzen jedoch alles daran, unsere Gesundheitsfürsorge noch weiterzuentwickeln. Und zwar mithilfe von Roboter-Ärzten, die unseren Körper besser als wir selbst kennen, und Cyborg-Chirugen, die unser Leben retten.

In chirurgischen Eingriffen spielt Nanotechnologie bereits eine große Rolle, insbesondere in der Zahnmedizin. Hierfür wurden winzige Nanobots entwickelt, die Schmerzwahrnehmung und Genesungszeit reduzieren. Auch in der Diagnostik werden zukunftsweisende Technologien eingesetzt, die in bestimmten Fällen selbst die qualifiziertesten Ärzte übertreffen können. So kann ein KI-System beispielsweise Herzinfarkte und Schlaganfälle genauer voraussagen als ein normaler Mediziner. Eine andere Maschine entdeckt Krebsrisiken, bevor die ersten Symptome überhaupt auftreten – und zwar 30 Mal schneller und mit einer Zuverlässigkeit von 99 Prozent.

Und es wird noch unheimlicher: Wir könnten selbst bald zu Teil-Nanobots werden. Wissenschaftler arbeiten angeblich gerade an einem Computer aus DNA, der die Zellen durchläuft und in unserem Organismus auf die Suche nach Fehlern in der genetischen Konstruktion geht, z.B. nach Krebszellen. Wenn sich solch ein Fehler findet, würde der Computer das System „neu starten“ und so die ungesunden Zellen und das Krebsrisiko bzw. die Erkrankung zerstören.

Sich für solch ein kompliziertes Verfahren am eigenen Körper auf einen Roboter zu verlassen, könnte für manche wohl zu weit gehen. Doch es hat auch sein Gutes. Leider passieren operative Fehler in den meisten Fällen durch menschliches Versagen. Chirurgen sind gegen Müdigkeit oder Stress nicht immun, egal wie sehr sie sich auch einsetzen. Robotern hingegen kann das natürlich nicht passieren.

Einige Experten sind fest davon überzeugt, dass menschlichen Ärzte nicht gegen Roboter eingetauscht werden, sondern letztere sie vielmehr bei der Arbeit unterstützen. KI kann menschliche Eigenschaften wie Empathie eben nicht ersetzen und es wird immer manuelle Handgriffe geben, die Roboter nicht durchführen können, z. B. eine Wiederbelebung. Hier braucht es einen Menschen, der genau weiß, mit welchem Druck, welcher Geschwindigkeit und in welchen Zeitabständen vorgegangen werden muss – vor allem aber, wann genug ist.

Ärzte haben außerdem eine nicht lineare Arbeitsweise und können flexibel denken, um eine richtige Diagnose zu stellen. Diese enormen Vorteile können alle Ärzte aufatmen lassen: Sie werden auch weiterhin voll gebraucht.

 

Umwelt

Politiker, Aktivisten und selbst der große David Attenborough haben bereits vor den fatalen Folgen des Klimawandels gewarnt; gleichzeitig stürzen uns auch Probleme wie Abholzung und Verschmutzung in den Umwelt-Abgrund. Viele dieser Probleme entstehen durch unseren Bedarf an Fläche und Energie für eine in dieser modernen Welt ständig wachsenden Bevölkerung. Roboter sollen uns also helfen, einige dieser Schäden zu beheben.

Ein Beispiel ist der in Australien entwickelte GrowBot, der Bäume zehnmal schneller und um 50 Prozent günstiger als Menschen pflanzt. Anstatt Saatgut werden erwachsene Bäume verwendet, die am neuen Standort mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erfolgreich wachsen. Das GrowBot-Team hofft, mehr als 4.500 Maschinen einsetzen und so weltweit die Wälder revitalisieren zu können.

Ebenfalls in Australien hat der RangerBot das Licht der Welt erblickt. Dieser Roboter wurde entwickelt, um den Dornenkronenseestern zu töten, der zu den drei größten Bedrohungen für das Great Barrier Reef zählt. Mit einer Erkennungsrate von 99,4 Prozent wirft die Technologie eine giftige Substanz ab, die nur für den Seestern tödlich ist. Während sechs normale Taucher in einem Jahr nur die Hälfte des Riffs behandeln können, schaffen sechs RangerBots im gleichen Zeitraum die gesamte Fläche 14 Mal. Der RangerBot kann außerdem Daten zur Korallenbleiche, Wasserqualität und Verschmutzung sammeln und überwachen. Auch andere Korallenriffe rund um den Globus haben bereits ihr Interesse an der Technologie geäußert.

Währenddessen hat es eine andere Maschine, die Roboterspinne Latro, auf das Kernmaterial in Abklingbecken abgesehen. Latro sucht Abfälle, zerkleinert und entfernt diese. Der Roboter reinigt sogar gründlicher als ein Mensch. Sein Vorteil: Ihm kann die potenziell schädigende Strahlung vor Ort nichts anhaben.

Diese Technologie könnte zwar zur Rettung unseres Planeten beitragen, allerdings sind eventuelle Kollateralschäden auch nicht ausgeschlossen. Eine ernst zu nehmende Störung des Systems könnte die Freisetzung giftiger Chemikalien in die Atmosphäre bedeuten. Außerdem ist der Energieverbrauch für den Robotereinsatz enorm. Im Endeffekt wäre das dann ja wieder schädlich für die Umwelt, die es eigentlich zu retten gilt. Roboter werden darüber hinaus aus bedenklichen Materialien hergestellt, die – wenn nicht richtig recycelt – ebenfalls Schaden anrichten können. Aber auch für dieses Problem wird bereits Abhilfe geschaffen: Mit biologisch abbaubarer Robotertechnik können Roboter leben, sterben und zerfallen, ohne die Umwelt zu schädigen – und damit natürlich auch bei Weitem ihre Erfinder überleben.

 

Sport

Der 2011 erschienene Science-Fiction-Film Real Steel spielt im Jahr 2020. Dort werden alle Boxer – selbst der unglücksselige Protagonist, der zukünftige Greatest Showman Hugh Jackman – von Robotern ersetzt. Die Box-Roboter sind zwar weiterhin ferngesteuert, sie besitzen aber sowohl menschliche Motorik als auch das Gleichgewicht und die Beweglichkeit eines erprobten Faustkämpfers.

Real Steels Zukunftsvision ist derzeit nur mehr ein Jahr entfernt, die robotische Kampfkunst lässt jedoch noch zu wünschen übrig. Seit dem Filmstart hat sich dennoch einiges getan. Ein paar waghalsige Droiden haben uns in anderen Disziplinen mittlerweile ganz klar den Rang abgelaufen.

Beim alljährlichen RoboCup Turnier treten KI-gesteuerte Fußball-Bots gegeneinander an. Während die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, haben sich die Organisatoren bereits hohe Ziele gesetzt: Bis 2050 wollen sie ein Roboter-Team zusammenzustellen, das die echten WM-Gewinner schlägt. Es bleibt abzuwarten, ob eine Android-Elf tatsächlich das Tikitaka der Spanier oder das Fingerspitzengefühl und Geschick der Brasilianer übertrumpfen kann. Im Basketball allerdings sieht es schon ganz anders aus. LeBron James war gestern – der „Basketbot“ CUE hat eine Trefferquote von 100 Prozent. Im Gegensatz dazu liegt der NBA-Durchschnitt gerade einmal bei 77 Prozent.

Maschinen wie BotBoxer helfen Sportlern dabei, effektiver zu trainieren. Obwohl es keine voll entwickelten Roboter-Boxer wie in Real Steel sind, haben wir mit ihnen trotzdem die perfekten Sparringpartner. Als Grundlage dienen Systeme zur Erkennung von Bewegungen. Diese analysieren die Bewegung der Füße und die Position des Körpers und ermitteln die Auslage. So kann der Roboter den Schlag voraussagen und anschließend Ratschläge zur Verbesserung der Technik geben. Anders als ein normaler Trainer wird BotBox nie müde und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Boxer können sich mit ihm also bestens auf bevorstehende Kämpfe vorbereiten. Ähnliche Entwicklungen sieht man im Golf, wo maschinelles Lernen einen immer stärkeren Einfluss auf Coaching und Talentsuche hat. Auch hier gilt: Algorithmen können Daten eben viel schneller als Menschen durchforsten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Maschinen normale Sportler komplett ersetzen werden, ist allerdings gering. Wie die Technologie-Plattform MakeUseOf feststellt: Profisport ist ja gerade deswegen so spannend, weil nichts sicher ist. Und diese Ungewissheit können Roboter eben nicht bieten. Genauso wenig lassen sich Trainer einfach austauschen, schließlich geht es hier auch um menschliche Psychologie, die Maschinen vielleicht nie ganz begreifen werden. Schiedsrichter-Assistenten im Fußball könnten bis 2030 allerdings ein Auslaufmodell sein – und damit auch die Fehlentscheidungen.

 

Essen & Trinken

Mit Liefer-Revolutionären wie Deliveroo und UberEats hat die Lebensmittel- und Getränkeindustrie bereits in den letzten Jahren einen deutlichen Umbruch zu spüren bekommen. Jetzt wollen diese Unternehmen ihre Mission – die Transformation unserer Essenskultur – weiter vorantreiben, und zwar mithilfe von Liefer-Drohnen.

In Island wurden erste Lieferungen per Drohne bereits getestet. Die Umgehung der langen und oft tückischen Straßen in der isländischen Pampa wird wohl vor allem bei den Lieferfahrern Zuspruch finden. Jetzt will auch UberEats bis 2021 Drohnen-Lieferungen einführen. Der Geschäftsführer des Unternehmens glaubt fest daran, dass fliegende Hamburger die Zukunft unserer städtischen Mobilität sind.

Doch nicht nur mit fliegenden Hamburgern und Liefer-Drohnen, die kein Trinkgeld fordern, reißen Maschinen in diesem Sektor die Macht an sich. Bis zum Jahr 2022 soll der Markt für Roboter in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ganze 2,5 Milliarden US-Dollar wert sein. Eine Studie sieht das Automatisierungspotenzial der Industrie sogar bei 87 Prozent. Das bedeutet, dass nur 13 Prozent der Arbeitsplätze im Sektor nicht von einem Roboter besetzt werden könnten.

Das gilt nicht nur für die Herstellung, sondern auch für die Zubereitung von Lebensmitteln und Getränken. Ein Blick auf Japans Robo-Barkeeper oder Kanadas KI-Autoschalter reicht, um zu sehen, dass dieser Dienstleistungssektor bereits mit schnellen Schritten auf die volle Automatisierung zugeht.

Doch nicht nur das: Robotertechnik revolutioniert so langsam auch die Belieferung der Einzelhändler. Ein gutes Beispiel hierfür ist Japan. Um den Arbeitskräftemangel bei gleichzeitigem Altersanstieg der Durchschnittsbevölkerung auszugleichen, hat man 2017 einen robotergesteuerten Bauernhof eröffnet. Bis auf die Bestellung der Felder sind alle Aufgaben komplett automatisiert. Auf diesem Wege sollen die Arbeitskosten gesenkt und die Produktivität um 1000 Prozent gesteigert werden. Anstatt 50.000 Salatköpfen ließen sich so 500.000 Stück pro Tag ernten.

Automatisierung übertrifft uns sogar auf dem Feld – selbst Roboter-Vogelscheuchen schlagen unsere altbewährten Methoden. Der gerade einmal 50 cm große Super Monster Wolf wurde extra entwickelt, um wilde Tiere von den Nutzpflanzen abzuhalten. Der SuperMonsterWolf sieht einem echten Wolf fast zum Verwechseln ähnlich, wenn da nur die leuchtend roten Augen und das digitale Geheul nicht wären. Japanische Bauern kaufen oder mieten den Roboter, um Wildschweine von der Reisernte fernzuhalten.

 

Reisen

Ein Roboter, der uns auf Reisen unser Gepäck hinterherträgt, ins Hotel eincheckt und uns dann als Tour-Guide herumführt – zu schön, um wahr zu sein? Von wegen! Das ist keine Zukunftsmusik, sondern schon Realität. Einige Urlaubsanbieter schleusen bereits Roboter und maschinelles Lernen in die Reiseindustrie ein.

Ein Beispiel ist TravelMate, ein Roboter-Koffer mit Kollisionserkennung, der seinem Besitzer fast so wie ein Haustier selbstständig folgt. Wir Glücklichen müssen unseren Koffer also nie wieder selbst schleppen. An manchen Flughäfen gibt es sogar schon die Roboter Leo und KATE aus dem Hause SITA, die zu den Fluggästen rollen, ihnen das Gepäck abnehmen und für sie einchecken. Damit gehören endlos lange Schlangen am Gepäckschalter der Vergangenheit an.

Auch in Hotels werden Roboter angestellt. Der passend benannte Zimmerservice-Roboter Dash bringt den Hotelgästen Annehmlichkeiten und Roomservice-Bestellungen schneller und genauer als seine menschlichen Kollegen. Auch Connie, ein anderer Roboter-Concierge der renommierten Hilton-Hotelkette, steht den Gästen an verschiedenen Standorten für Fragen zur Verfügung. Er kann aber nicht nur gewöhnliche Anliegen wie Wegbeschreibungen zum Flughafen oder Taxi-Reservierungen erledigen, sondern hilft auch persönlich weiter, z. B. bei Restaurantempfehlungen. Vor allem in Stoßzeiten bedeutet dies eine Entlastung der Hotelbetreiber und führt gleichzeitig auch zu weniger Beschwerden.

Wer Kreuzfahrten liebt, auf den wartet die Bionic Bar der Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean. Diese beschäftigt Roboter-Barkeeper, die pro Minute zwei Getränke servieren können, insgesamt also 1.000 Getränke am Tag. Ausnahmsweise müssen sich die Maschinen hier aber hinter dem Menschen anstellen. Der US-Amerikaner Sheldon Wiley hält noch immer den Guinness Rekord im Cocktail-Speedmixen – sage und schreibe 1.905 Getränke kann dieser in einer Stunde zubereiten.

Nicht in allen Reisebereichen sieht die Roboter-Zukunft aber so rosig aus. Laut einer Studie des Online-Reiseanbieters Travelzoo glauben 70 Prozent der Befragten, dass Roboter im Kundenservice an Umgangssprache, lokalen Dialekten, Ironie oder Sarkasmus scheitern. Das könnte für Urlauber, die sowieso schon einen Reinfall erleben, natürlich die absolute Krönung sein. Auch eine Studie des IT-Unternehmens SITA bestätigt diesen Eindruck: Wir bevorzugen für einfache Schritte wie Check-in oder Gepäckaufgabe zwar Maschinen, möchten Probleme mit der Reise oder Unterlagen aber lieber mit echten Menschen besprechen. Und so können Roboter das Reisen in vielerlei Hinsicht verbessern – doch wir Menschen haben momentan eben weiterhin die Nase vorn.

 

And the winner is …?

In puncto Effizienz ziehen wir Menschen leider den Kürzen. Unter Einsatz von Geschwindigkeit, Geschick und fast 100-prozentiger Präzision vermeiden Roboter in allen Bereichen die Fehler, die uns letztendlich ja zu Menschen machen.

Unsere eindeutig menschlichen Eigenschaften sichern uns aber doch den Sieg. So sehr wir uns auch auf die Vorteile dieser überwältigenden Maschinen-Technologie stürzen: Sich mit Menschen austauschen und mit ihnen interagieren zu können, ist doch unersetzlich.

Was uns an Effizienz mangelt, machen wir mit Emotionen wieder wett. Mal ehrlich: Hätten wir wirklich so viel  Spaß an der WM, wenn die deutsche Nationalelf durch einen Haufen Roboter ersetzt wird? Und würden wir tatsächlich vor Freude weinen, wenn wir einem Cyborg-Wesen das Ja-Wort geben?

Es ist zwar großartig, dass Roboter unser Leben so bequem machen – wir können aber dennoch von Glück sprechen, dass wir Menschen offenbar tatsächlich unersetzlich sind.

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Ernesto Germany

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