In der Europa League hat kein anderer deutscher Verein zuletzt für so viel Furore gesorgt wie Eintracht Frankfurt. Den Finaleinzug verpasste man 2018/19 erst im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea. Im laufenden Wettbewerb hatte man den großen FC Barcelona am Rand einer Niederlage, der erneute Einzug in die Runde der letzten vier scheint im Bereich des Möglichen. Ob den Hessen ein Auswärtssieg im Camp Nou gelingt?
Natürlich sind die Katalanen haushoher Favorit. Allein ihre fünf Champions-League-Titel sprechen für ihre Weltklasse. Auch der Messepokal steht in ihrer Vitrine. Wie es sich anfühlt, die Europa League bzw. den UEFA Cup zu gewinnen, weiß man in Barcelona allerdings (noch) nicht. Im Gegensatz zu Frankfurt. Den Pokal holte die Eintracht vor mehr als 40 Jahren.
UEFA-Cup-Sieg der Eintracht: Unruhiger Saisonstart
Dabei beginnt die Spielzeit 1979/80 denkbar holprig. Friedel Rausch übernimmt das Traineramt und verscherzt es sich auf Anhieb mit einigen Leistungsträgern. So will er den vormals unantastbaren Bernd Nickel und Weltmeister Jürgen Grabowski keine Stammplatzgarantie ausstellen. Als das erste Saisonspiel gegen Borussia Dortmund verloren geht, brennt der Baum am Riederwald.
1. Runde gegen FC Aberdeen: Zu Gast bei Alex Ferguson
Immerhin: Der sportliche Erfolg stellt sich schnell ein, vier Siege in Serie bescheren der Eintracht die Tabellenführung. Vor der ersten UEFA-Cup-Partie setzt es allerdings ein 0:1 auf Schalke. Besser machen es die Adlerträger zunächst in Schottland. In Aberdeen sorgt der koreanische Stürmer Bum-Kun Cha für die verdiente Pausenführung. Überraschend fällt kurz nach Wiederanpfiff der Ausgleich für die – von einem gewissen Alex Ferguson betreuten – Schotten. Mit einem 1:1 geht es zurück an den Main.
Die gute Ausgangsposition wird sich die Eintracht nicht mehr nehmen lassen. Allerdings dauert es im Rückspiel bis zur 50. Minute, bis Bernd Hölzenbein das 1:0 gelingt. Aberdeen findet keine Antwort mehr, die Hessen ziehen in die nächste Runde ein.
2. Runde gegen Dinamo Bukarest: Geschenke der Torhüter
In dieser wartet Dinamo Bukarest. Immerhin 500 Eintracht-Unterstützer finden den Weg nach Rumänien. Die sehen neben drei Pfosten- oder Lattentreffer in der ersten Halbzeit auch ein Tor der Hausherren, erzielt durch einen fragwürdigen Strafstoß. Noch dicker kommt es kurz vor Schluss. Zum vierten Mal in dieser Partie scheitert ein rumänischer Spieler am Gebälk, diesmal prallt der Ball jedoch von Eintracht-Keeper Klaus Funk ab und findet doch noch den Weg über die Torlinie.
Im Rückspiel stellt sich Dinamo dem Eintracht-Sturmlauf leidenschaftlich entgegen. Zur Pause steht es noch 0:0. Als die Hoffnung langsam schwindet, haucht ihr Cha neues Leben ein. Sein Kopfball landet zur Führung genau im Winkel. Bis weit in die Nachspielzeit hinein gibt es allerdings kein weiteres Vorbeikommen am glänzend aufgelegten Bukarest-Torhüter Constantin Stefan – der dennoch zur tragischen Figur wird. Eine harmlose Flanke lässt er aus den Händen gleiten, Hölzenbein nimmt das Geschenk an und vollendet im Sitzen zum 2:0. Verlängerung.
Von diesem Nackenschlag erholt sich Bukarest nicht mehr. Nickel erzielt das 3:0, das Frankfurt ins Achtelfinale befördert.
3. Runde gegen Feyernoord Rotterdam: Bestehen im Hexenkessel
Dort bekommt man es mit Feyernoord Rotterdam zu tun. Der niederländische Vorzeigeclub ist zu diesem Zeitpunkt 40 Spiele in Folge ungeschlagen. Zum Hinspiel am Main erscheinen die Niederländer in Rot, Weiß und Schwarz. Die Eintracht weicht zum allerersten Mal in ihrer Vereinshistorie auf grüne Trikots aus. Die Umgewöhnung fällt den Spielern leicht: Cha und Nickel stellen schon vor der Pause auf 2:0, Helmut Müller und Stefan Lottermann verdoppeln im zweiten Durchgang auf 4:0. Vier Minuten vor Abpfiff gelingt den Niederländern der Ehrentreffer.
Oder ist es mehr als das? 60.000 Zuschauer bereiten den Frankfurtern einen heißen Empfang zum Rückspiel. Ein Tor gelingt Feyernoord bis zur Pause aber nicht. Das fällt erst in der letzten Minute, Rotterdam siegt mit 1:0. „Ich wünsche der Eintracht den UEFA-Cup-Gewinn“, gibt Václav Ježek, Trainer der unterlegenen Niederländer, später zu Protokoll.
Viertelfinale: Pfosten-Fest gegen Zbrojovka Brünn
Der nächste Gegner heißt Brünn. Trainer Rausch muss gegen den tschechoslowakischen Meister von 1978 auf seinen etatmäßigen Sturm mit Cha und Hölzenbein verzichten. Das Toreschießen übernehmen andere. Im ersten Durchgang trifft Norbert Nachweih zum 1:0, Werner Lorant per Elfmeter zum 2:1. Zwischenzeitlich hatte Stefan Horny den Ausgleich besorgt. Nach der Pause schrauben Grabowski und Harald Karger das Ergebnis auf 4:1.
In den allgemeinen Jubel mischt sich kurz darauf eine Hiobsbotschaft. Beim Bundesligagastspiel in Mönchengladbach wird Grabowski rüde von Lothar Matthäus gefoult. Der daraus resultierende Kapsel- und Bänderriss beendet die Karriere des begnadeten Mittelfeldregisseurs. Ohne ihn verlieren die Hessen nach Toren von Karger und Willi Neuberger mit 2:3 in Brünn, stehen aber dennoch im Halbfinale.
Halbfinale gegen Bayern München: Extraschicht im deutschen Duell
Einer ereignisarmen ersten Halbzeit im Hinspiel in München folgt der Paukenschlag nach dem Seitenwechsel. Ein Missverständnis zwischen Torhüter Funk und Bruno Pezzey nutzt Dieter Hoeneß zum 1:0 für die Bayern. Paul Breitner vergrößert die Misere der Frankfurter mit dem 2:0 sogar noch.
Die „schwere Hürde“, die Trainer Rausch in diesem Ergebnis sieht, überspringt die Eintracht mit einem Kraftakt. Zweimal Pezzey, jeweils nach Ecke, zwingt das Spiel in die Verlängerung. In dieser bringt Karger seine Farben mit dem 3:0 auf Finalkurs, bevor der Münchner Wolfgang Dremmler den Frankfurter Traum durch einen Weitschuss zum 1:3 ins Wanken bringt. Doch Karger hat andere Pläne. Einen Nickel-Freistoß verwertet er per Kopf zum 4:1. Als „Schädel-Harry“ dann noch elfmeterreif gefoult wird und Lorant das 5:1 markiert, sind alle Zweifel beseitigt.
Finale gegen Borussia Mönchengladbach: Verlass auf die Heimstärke
Das nächste Bundesliga-interne Duell steht im Endspiel des UEFA-Cups an. Gegner ist Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach. Beim Hinspiel auf dem Bökelberg ist die Eintracht tonangebend. Wie gegen die Bayern ist Karger nach einem ruhenden Ball von Nickel zur Stelle und nickt zum 1:0 ein. Fast aus dem Nichts gleicht Christian Kulik kurz vor der Pause für die Fohlen aus. Als Hölzenbein per Kopf das 2:1 erzielt, wähnen sich die Frankfurter 20 Minuten vor dem Ende im Vorteil. Doch Matthäus und erneut Kulik drehen die Partie zugunsten der Gastgeber.
Für die Eintracht ist es die nächste Auswärtsniederlage auf internationalem Parkett. Mut macht die Heimbilanz: Mit fünf Siegen in fünf Spielen und einem Torverhältnis von 17:3 ist man zuhause eine Macht. Das bekommt auch die Gladbach zu spüren. Vor 60.000 Zuschauern im restlos ausverkauften Waldstadion steht allein Borussen-Keeper Wolfgang Kneib einer Pausenführung der Adlerträger im Weg. Machtlos ist er dann in der 81. Minute. Über Charly Körbel, Cha und Hölzenbein landet der Ball bei Fred Schaub. Der bleibt, wenige Minuten nach seiner Einwechslung, eiskalt und schiebt das Leder flach ins rechte Eck. Der Endstand – und der UEFA-Cup-Sieg 1980 für Eintracht Frankfurt.
Den Pokal nimmt Bernd Hölzenbein entgegen. Kurz darauf mischt sich in einen der größten Momente der Frankfurter Vereinsgeschichte eine ordentliche Portion Wehmut. Hölzenbein reicht die Trophäe an den invaliden Jürgen Grabowski weiter. „Mister Eintracht“ wäre es zu wünschen gewesen, dass er den Triumph seines Herzensverein nicht nur als Zuschauer, sondern als brillanter Spielmacher auf dem Platz erlebt hätte.
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